Inflation und ein flexiblerer Ausblick auf die Zinserhöhungen der EZB
Finanzmärkte / Wirtschaft
Verfasst von MoneyController am 05.06.2023
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Die Inflation in der Eurozone verlangsamt sich, und einige sehen bereits den Höhepunkt der Zinserhöhungen vor sich. Es lohnt sich jedoch, einige Bemerkungen von EZB-Direktoriumsmitglied Fabio Panetta zu beachten, der daran erinnerte, wie wichtig es ist, die europäische Geldpolitik im Kontext der wirtschaftlichen Aussichten, des Inflationsziels und einer Strategie zur Ankurbelung des Wachstums in Europa zu bewerten.
Die im Mai gemessene Inflation in der Eurozone ist im Vergleich zum Vormonat deutlich gesunken: +6,1% gegenüber 7% im April. Ohne eine genaue Prognose abgeben zu können, gab Präsident Panetta in einem Interview mit der Zeitung Le Monde einige Hinweise auf den möglichen Kurs der europäischen Geldpolitik. Einerseits erinnerte er daran, dass das Inflationsziel von 2% noch lange nicht erreicht sei. Andererseits sprach er von der Notwendigkeit, die Inflation zu senken, ohne der Wirtschaft unnötigen Schaden zuzufügen.
Die letzte Zinserhöhung der EZB fand am 10. Mai 2023 statt: Mit der Erhöhung um 0,25 Prozentpunkte stiegen die Zinssätze für Einlagen auf 3,25 Prozent, für Hauptrefinanzierungsgeschäfte auf 3,75 Prozent und für Spitzenrefinanzierungsgeschäfte auf 4 Prozent. Allerdings, so Panetta im Interview, sei es vielleicht sinnvoller zu fragen, wie lange die restriktive Geldpolitik andauern werde, als zu versuchen, die maximale Höhe der Zinssätze vorherzusagen.
Bisher konnte eine Rezession vermieden werden, was zum Teil den sinkenden Energiepreisen zu verdanken ist. Allerdings, so Panetta weiter, habe die restriktive Geldpolitik so starke Auswirkungen auf die Realwirtschaft, dass nicht einmal völlig ausgeschlossen werden könne, dass die Eurozone in eine technische Rezession gerate. Was die Inflation betrifft, so hält Panetta es für wahrscheinlich, dass diese im nächsten Jahr 3 Prozent erreichen wird und dass das Ziel von 2 Prozent im Jahr 2025 erreicht werden kann, wenn der derzeitige Kurs stabil bleibt.
Interessanterweise nutzte Panetta die Gelegenheit, um auf einige Schwächen der europäischen Wirtschaft im Vergleich zu den beiden größten Wirtschaftsmächten der Welt, den USA und China, hinzuweisen. Europa müsse vor allem an seiner Wettbewerbsfähigkeit arbeiten und sich dabei auf Energieunabhängigkeit und Innovation konzentrieren. Kurz gesagt: Geldpolitische Strategien können nicht ausreichen, wenn sie nicht auf Wachstumsperspektiven basieren.
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