Viele Anleger investieren in Rohstoffe, um sich auf diesen Sektor zu spezialisieren oder um diese Vermögenswerte in eine Strategie zur Diversifizierung ihres Portfolios einzubeziehen. In einigen Fällen können sie eine gewisse Abkopplung von Aktien oder Anleihen und in anderen Fällen eine Art Inflationsschutz bieten. Es handelt sich um eine sehr breite Kategorie von Vermögenswerten, die von Weizen bis Öl, von Metallen bis Diamanten, von Kakao bis Holz reicht.
Eine erste, sehr allgemeine Unterteilung ist die in so genannte 'harte Rohstoffe' ('hard commodities') und 'weiche Rohstoffe' ('soft commodities'): Zu ersteren gehören Metalle, Mineralien, fossile Brennstoffe usw., zu letzteren vor allem landwirtschaftliche Erzeugnisse, aber auch Vieh. Hinsichtlich der Markttrends weisen Experten darauf hin, dass harte Rohstoffe stärker an den Konjunkturzyklus gebunden sind (sie sind stärker mit der Industrieproduktion und dem Transportwesen verbunden), während weiche Rohstoffe stärker von den Wetterbedingungen abhängen (die natürlich auch die landwirtschaftlichen Ernten beeinflussen).
Aber wie kann man in den Rohstoffmarkt investieren? Die Frage ist berechtigt, denn es handelt sich um einen Markt, auf dem es kompliziert - und in manchen Fällen sogar unmöglich - ist, direkt in einen Rohstoff zu investieren, d.h. ihn physisch zu kaufen.
Exchange Traded Commodities (ETCs) sind passive Finanzinstrumente, die den Preis eines Rohstoffs abbilden. Ein besonderer Vorteil ist, dass sie es ermöglichen, in einen Rohstoff zu investieren, ohne diesen physisch kaufen und halten zu müssen. Allerdings muss zwischen lagerfähigen Rohstoffen (z.B. Silber und Gold) und weniger lagerfähigen Rohstoffen (z.B. Gas und Öl) unterschieden werden. Bei leicht lagerbaren Rohstoffen bilden ETCs die Spotpreise ab, d.h. den exakten Preis des Rohstoffs. Bei schwer lagerbaren Rohstoffen basieren die Preise zwangsläufig auf Terminkontrakten, die monatlich auslaufen: Dadurch kommt es im Zeitablauf zu einem kontinuierlichen Nachkauf, der häufig zu einer Fehlanpassung der Preise führt, im Finanzjargon "Contango-Effekt" genannt.
Zu den beliebtesten Produkten für Investitionen in den Rohstoffmarkt gehören Futures: Bei diesen derivativen Finanzprodukten handelt es sich um standardisierte Verträge über den Kauf und Verkauf eines bestimmten Rohstoffs, bei denen sowohl der Zeitpunkt als auch der Verkaufspreis im Voraus festgelegt werden. Futures haben in der Regel zwei Funktionen: 1) das so genannte 'Hedging', d.h. die Absicherung gegen Volatilitätsrisiken, und 2) die Spekulation auf Preisbewegungen. Diese Instrumente, die insbesondere in Verbindung mit einer Hebelwirkung sehr riskant sein können, werden in der Regel von professionellen Anlegern und Brokern eingesetzt. Diese Derivatkontrakte werden auch an speziellen Märkten gehandelt, deren erster das Chicago Board of Trade war; zu den größten zählen heute die CME Group und die Intercontinental Exchange (beide in den USA), die London Metal Exchange und die Euronext; im Zuge der Gaspreiskrise aufgrund des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine ist in Europa in letzter Zeit häufig von der Title Transfer Facility (TTF) die Rede, einem speziellen Terminmarkt mit Sitz in Amsterdam, der als Benchmark für Erdgaspreise in ganz Europa dient.
In Rohstoffe zu investieren kann auch bedeuten, dass Sie Ihr Portfolio Aktien von Unternehmen aus dem Rohstoffsektor aussetzen. Ein Beispiel: Wenn Sie glauben, dass ein Rohstoff, z. B. Kupfer, steigen wird, können Sie auch in Unternehmen investieren, die an der Förderung und Verarbeitung von Kupfer beteiligt sind. Die Kursentwicklung dieser Unternehmen kann jedoch von der Preisentwicklung des betreffenden Rohstoffs abweichen: Denn die Performance der Aktien eines Unternehmens wird bekanntlich auch von Faktoren bestimmt, die spezifisch und immanent für das emittierende Unternehmen sind.
In einigen Fällen bedeutet eine Investition in Rohstoffe aufgrund der Art des Rohstoffs einfach den Kauf einer bestimmten Menge, ohne auf regulierte Märkte zurückgreifen zu müssen. Ein typisches Beispiel hierfür ist der Kauf von Goldbarren, -schmuck oder -münzen. Das Risiko variiert in diesem Fall je nachdem, ob man sich für den physischen Besitz entscheidet oder nicht. Anleger, die Rohstoffe direkt kaufen, müssen jedoch immer a) die Kosten für Lagerung und Versicherung der Vermögenswerte und b) das Liquiditätsrisiko berücksichtigen, das im Durchschnitt höher ist als bei börsennotierten Instrumenten.
Siehe auch
Was sind Finanzderivate? Futures, Forwards, Optionen und Swaps